Ausbildungseinheit Fahrzeugtechnik und Verkehrsunfall

Im Frühjahr und Sommer 2015 stand an mehreren Übungsabenden das Thema “PKW-Fahrzeugtechnik” und “Hilfeleistung nach Verkehrsunfall” auf dem Ausbildungsplan der Feuerwehr Rodheim. Bereits im letzten Winter begrüßten wir einen Mitarbeiter des Entwicklungszentrums von Hyundai, der in Rodheim wohnt, als Gastredner und bekamen von ihm einen Überblick über aktuelle Trends und Materialien bei modernen PKW. Er erläuterte alternative Antriebstechniken wie Erd- oder Flüssiggas, Brennstoffzellen und Elektroantriebe. Außerdem wurden die Besonderheiten der Sicherheitseinrichtungen eines PKW wie z.B. Airbags, Gurtstraffer und Seitenaufprallschutz aus Sicht der Feuerwehr beleuchtet.

Rettung mittels Lufthebesystem

Nachdem der theoretische Teil im Winter abgeschlossen wurde bekamen wir von Hyundai ein neues Modell i40 gestellt, um an dem PKW realistisch üben zu können. Am ersten Ausbildungsabend im Juni standen die Rettungsmöglichkeiten von nicht eingeklemmten Personen sowie die Erkundung der Einsatzstelle und die Grundtätigkeiten bei Verkehrsunfällen auf dem Plan. Neben der Absicherung der Einsatzstelle und dem Aufbau eines Brandschutzes mit Wasser und Pulver bestand die Aufgabe darin, die Einsatzstelle zu organisieren und die Übungspuppen fachgerecht aus dem PKW zu befreien. Es wurden mehrere Varianten geübt, so kamen das Spineboard, eine Rettungsschlaufe und eine Crash-Rettung zum Einsatz. Eine unter dem PKW liegende Person musste mittels Lufthebesystem befreit werden.

Die Rettungskarte des PKW

Die Rettungskarte des PKW

Am darauffolgenden Ausbildungstag war wieder Hyundai Mitarbeiter Volker Dilcher zu Gast und zeigte live die Auslösung von Airbags und Gurtstraffersystemen. Hier bekamen die Feuerwehrangehörigen einen Eindruck von der Gefahr und dem Nutzen der Systeme und wurden instruiert wie Verletzungen zu vermeiden sind. Für die Führungskräfte wurde speziell die Innenraumerkundung vor der technischen Rettung besprochen, damit man die Systeme nicht unbeabsichtigt noch zur Auslösung bringt oder gefährliche Gegenstände wie Gasdruckbehälter zerschneidet. Am Anschluss wurden an Hand der Rettungskarte des Fahrzeugs alle Airbags gesucht und freigelegt sowie die Lage der dazugehörigen Gasdruckbehälter erkundet. An diesem Abend wurde auch das Entfernen von Seiten- und Heckscheiben trainiert.

Aufspreitzen der Fahrzeugtüren

Aufspreitzen der Fahrzeugtüren

Am dritten Themenabend wurden die zuvor erarbeiteten Kenntnisse und Fähigkeiten dann in einer Abschlussübung nochmal realitätsnah wiederholt. Auf dem Hof der Feuerwehr Rosbach war ein Unfall inszeniert worden, bei dem zwei Personen im Fahrzeug eingeklemmt waren und von der Feuerwehr gerettet werden mussten. Die Einsatzstelle wurde abgesichert und organisiert, das Fahrzeug gegen Erschütterungen gesichert und danach die verbliebenen Scheiben entfernt oder mit

Das abgetrennte Dach wird entfernt

Das abgetrennte Dach wird entfernt

einem waagerechten Schnitt entlastet. Danach wurden nach und nach Türen entfernt, Schweller und Holme durchtrennt und zum Schluss das Dach des PKW entfernt. Nachdem auch noch das Gas- und das Bremspedal zur Seite gebogen wurde konnten die beiden Verletzten aus dem PKW gerettet werden.

Durch die Möglichkeit mit einem modernen PKW zu üben konnten wir feststellen, dass unser fast 20 Jahre altes Rettungsgerät an den PKW der Unter- und Mittelklassen die Leistungsgrenze noch nicht erreicht. Bei größeren und stabileren Fahrzeugen könnte es aber in Zukunft schwierig werden eine technische Rettung durchzuführen. Weiterhin hat sich gezeigt dass, die kontinuierliche Weiterbildung der Einsatzkräfte notwendig ist, um auf neue Technik mit neuer Taktik reagieren zu können. Neue Einsatzkräfte müssen die Fähigkeiten und den Umgang mit den Geräten erlernen, erfahrene Kameraden müssen ihre Fähigkeiten immer weiterentwickeln. Wir möchten uns daher ganz besonders bei unserem Gast Volker Dilcher von Hyundai bedanken, der uns das Fahrzeug bereitgestellt und uns mit seinem Fachwissen bereichert hat.