Mit Überlänge: Sechs Stunden Spaß in Roddywood – Spritzersitzung 2010

[imgdb=right|672|3/]Mit Tanz, Gesang und Büttenreden hatten die „Rodheimer Spritzer“, der karnevalistische Ableger der örtlichen Feuerwehr, wieder einmal ihr närrisches Publikum ins Bürgerhaus gelockt – diesmal unter dem Motto „Roddywood“. Bühnenbildner Benny Muhle und seinen Helfern war es erneut gelungen, die Bühne im Rosbacher Ortsteil in eine Fantasie-Landschaft zu verwandeln, die den legendären Hügeln der Filmstadt Hollywood kaum nachstand. Fast sechs Stunden lang herrschte hier „Gott Jokus“ im ausverkauften Haus, trefflich dirigiert vom neuen Sitzungspräsidenten Klaus Hagenrainer (der die Nachfolge von Dieter Röder angetreten hatte) und den beiden Zeremonienmeisterinnen Ina Spahn und Gisela Metzger. Auch die Rodheimer Weihnachtsmänner hatten die Vorbereitung tatkräftig unterstützt.

Als „wunderbaren Auftakt“ bezeichnete der Präsident die Tanzdarbietungen der drei Gardegruppen „Bumblebees“, „Little Devils“ und „Crazy Devils“, die gleich zu Beginn kräftig die Tanzbeine schwangen und ihre Zuschauer begeisterten. Die Trainerinnen Christin Neisel und Jasmin Friedrich hatten zusammen mit ihren Mädels ganze Arbeit geleistet und sind deshalb schon seit Jahren aus den Reihen der Rodheimer Karnevalisten kaum noch weg zu denken. Ob fesch in chicen Garderöckchen, hinreißend niedlich in weißen Nachthemdchen oder temperamentvoll afrikanisch mit üppigem Federschmuck auf dem Kopf – bei allen Darbietungen wurden sie reichlich mit einem verdienten Applaus bedacht. Mit viel Können und Souveränität legte auch das erst elfjährige Tanzmariechen Lisa Fuchs zur Musik von „Was machst du mit den Knien lieber Hans beim Tanz“ eine flotte Solo-Partie hin, und ihre „Kollegin“ Vanessa Janssen (9 Jahre) schien die Antwort darauf zu geben, was ein guter Tänzer wohl zu tun hätte: sie bewegen. „Wie wäre es schön, wenn wir das auch so könnten wie ihr“, kommentierte Präsident Hagenrainer anschließend das Gesehene. „Wir haben euch mit offenem Mund bewundernd zugeschaut“.

[imgdb=left|677|3/]Nicht weniger gelungen war der Auftritt der erst wenige Monate alten Tanzgruppe „Chapeau Claque Fantasie“, die sich unter der Regie von Sylvia Full auf eine Reise nach Hawaii begeben hatte. Neun Tänzerinnen im Alter von fünf bis zwölf Jahren wirbelten in ihren Hula-Kostümchen über die Bühnenbretter, und man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie ihren „großen Schwestern“ vom TTSC, den „Chapeau Claque Magics“ vielleicht einmal dicht auf den Fersen sein könnten. Letztere begeisterten mit einem schmissigen „Can-Can“ alle im Saal und durften sich zusammen mit ihren Trainerinnen Monika Krämer und Marion Schaub über unzählige „Bravo“-Rufe freuen. Eine ganze, getanzte, Geschichte von einer Einladung in ein merkwürdiges Schloss ließen die Magics vor den Augen ihrer Zuschauer vorüberziehen – und zogen sie damit in ihren Bann.

[imgdb=right|680|3/]Aber was wäre Rodheim ohne Edeltraud Röder und ihre berühmten „Rodheimer Stepper“? Der Elferrat scheute sich nicht, die Darbietung der sieben taktsicheren Damen in der hiesigen Narhalla mit Auftritten anderer Tanzgrößen in der Frankfurter Alten Oper oder in der Jahrhunderthalle in Höchst zu vergleichen. Anfänglich umhüllt von Bühnennebel, tanzte sich die Tanzgruppe mit ihrem irischen Steptanz „Emotionen“ in die Herzen der Narren.

Doch nicht nur mit Tanzbeiträgen, sondern auch mit Büttenreden und Gesang bewiesen die „Rodheimer Spritzer“ die Vielseitigkeit ihrer Talente, die von einem begeisterten Publikum mit einem zufriedenen Selbstbewusstsein wahrgenommen wurde. Handgemacht und individuell, gepaart mit einem hohen örtlichen Wiedererkennungswert in den Pointen, ließen Johannes Schäfer (als urlaubsreifer Zeitgenosse) oder Max Karowski (als Auftraggeber für die Innenrenovierung seines Häusles) ihre Erlebnisse des letzten Jahres in aller Öffentlichkeit Revue passieren. Erfahrungen mit dem Finanzamt, die Debatten über Schweizer Konten, oder der Unterschied zwischen einem deutschen und einem polnischen Handwerker amüsierten die Zuhörer. Ina Spahn – dank der Ankunft eines erst zwei Monate alten Enkelkindes auch im wahren Leben nun frisch gebackene Großmutter – berichtete über ihre und ihres Mannes neue Rolle innerhalb der Familie, und zusammen mit Uschi Perle verriet sie vor allen Leuten, was Hausfrauen sich bei einem kleinen Plausch untereinander (und unter der vorgehaltenen Hand) so alles erzählen.

[imgdb=left|675|3/]Kräftig in die Nachrichtenkiste gegriffen hatte der ehemalige Sitzungspräsident Dieter Röder, der sich seine Rolle als Rodheimer Protokoller trotz beruflich bedingter, zeitlicher, Engpässe nicht hatte nehmen lassen. Bundes- und Kommunalpolitik nahm er aufs Korn, nahm kein Blatt vor den Mund, um die Beilwerfer-Attacke auf die Rodheimer Kitas zu kritisieren, freute sich über den neuen evangelischen Pfarrer Berger, und warnte Ortspolitiker davor, sich mit groß angelegten Aktionen am Ende nur „Spott und Hohn“ einzuhandeln. Ein deutlicher Seitenhieb in Richtung CDU, die als Konsequenz aus ihrer nicht immer kritiklos gebliebenen Öffentlichkeitsarbeit kürzlich ihre Vorstandsspitze im Stadtverband ausgewechselt hatte. Bürgermeister Detlef Brechtel hingegen durfte mit Röders Hilfe noch einmal nachzählen, wie viele Denkmäler er sich während seiner Amtszeit noch setzen wolle. „Der steigt noch zum Olymp hinauf, sein Thron im Himmel wird schon gebaut“, prophezeite der eifrige Protokoller.

Nicht gerade in den Olymp, aber doch in die Reihen jener, die sich in Rosbach den begehrten „Bürgermeisterorden“ verdient haben, wurde Röder im Anschluss an seinen Vortrag aufgenommen. Zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten – nicht nur im karnevalistischen Bereich, und tatkräftig unterstützt durch die eigene Familie – würden Röders Lebens begleiten, so Bürgermeister Detlef Brechtel in seiner Laudatio.

[imgdb=right|684|3/]Die Showeinlage des Männerballetts („Hätte ich euch als „Big Wampies“ angesagt, hätte ich eure athletischen Körper wohl beleidigt“) verwandelte schmale wie dralle Männerhüften und -bäuche in die Gesichter von Schlümpfen, Fußballern oder Königen, und die Tanzgruppe „Roaremer Bouwe“ nahm das Publikum gemeinsam mit Jim Knopf auf die schon legendäre „Insel mit zwei Bergen“. Eins von vielen Highlights des Abends war Hans Henze mit seinen Stimmungsliedern. Er heizte dem Publikum mit Hits wie „Das ist Wahnsinn“ und „Heut fängt ein neues Leben an“ kräftig ein und bekannte sich dabei ungeniert als „Frauenheld“. Elf Frauen wollte er deshalb auf der Bühne um sich versammelt wissen. Eine von ihnen, die seiner Aufforderung folgten, war übrigens Rosbachs charmante Blütenkönigin Jessica I.

Der Text wurde uns freundlicherweise von Frau Halaczinsky zur Verfügung gestellt / Bilder: Carsten Franz

[imggaldb=672,673,674,675,676,677,678,679,680,681,682,683,684,685,686,687|3/]